„Musik ist wie Medizin“
Von Carina Schmidt, 01 September 2014
Roger Hodgson spielte viele Klassiker, darunter die Ballade „Lord it is Mine“.
Foto: photoagenten / Axel Schmitz
DA CAPO Roger Hodgson begeistert Fans im Rahmen der „Breakfast in America“-Tour im Alzeyer Schlosshof
ALZEY - Vor wenigen Tagen stand er noch in Kalifornien auf der Bühne. Anschließend in Bombay. Und dann beim Da Capo-Festival in Alzey. Weltweit wird Roger Hodgson als Legende gefeiert. Den meisten Zuhörern im Schlosshof dürfte schon nach wenigen Minuten bewusst geworden sein, warum das so ist.
Da ist zum einen seine Stimme, die bei Titeln wie „Sister Moonshine“ und „Logical Song“ auch mit 64 Jahren noch makellos hoch und kräftig klingt. Dazu kommt die charismatische Persönlichkeit des talentierten Komponisten, Texters und Sängers.
DIE BAND
Brian Head (Schlagzeug)
Aaron McDonald (Saxofon, Keyboard, Harmonika)
David J. Carpenter (Bassgitarre)
Kevin Adamson (Keyboard)
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Vollkommen tiefenentspannt tritt Hodgson vor sein Publikum und startet mit „Take the Long Way Home“. In der Hand einen Thermobecher, aus dem er regelmäßig einen Schluck stilles Wasser nippt, wenn seine Finger nicht gerade an der Gitarre oder den Klaviertasten gefragt sind.
„Das Leben ist nicht immer einfach“, spricht der Brite in seiner Muttersprache aus Erfahrung und ermutigt die Fans. „Lasst die Probleme heute Abend draußen und habt einfach Spaß.“ Jubel schlägt ihm entgegen und Hodgson haut – unterstützt von seiner starken vierköpfigen Band – einen Klassiker nach dem anderen raus. Darunter gefühlvolle Balladen wie „Lord it is Mine“, eines seiner persönlichen Lieblingslieder. Aber auch tanzbare Hits wie „Child of Vision“ mit langen musikalischen Passagen. Das Publikum geht auf beides ein und erweist sich als textsicher.
Darunter nicht nur Leute mittleren Alters, wie Hodgsons Karriere als Frontman bei der besonders in den Siebzigern und Achtzigern beliebten Progressive-Rock-Band „Supertramp“ vermuten lassen könnte. Zahlreiche Kinder und Jugendliche tummeln sich in den ersten Reihen oder klatschen auf den Schultern von ihren Vätern sitzend im Takt mit.
Hodgson nimmt alle Fans ernst, begrüßt seine treue Konzert-Besucherin namens Anita wie eine alte Bekannte oder heißt Gäste aus der Schweiz und Frankreich willkommen. Den Geschwistern Lena (9) und Lison (7) widmet der Sänger „A Soapbox Opera“. Das hatten sie sich in seinem Online-Gästebuch gewünscht. Als ein Anhänger bei „Dreamer“ einen weißen Fan-Schal mit den gedruckten Song-Buchstaben, umrahmt von zwei Hodgson-Porträts hochhält, beweist der Sänger Humor. Amüsiert lachend bricht die Musik ab, legt sich das Tuch um den Hals und stimmt den Gesang erneut an.
Dass Hodgson es genießt, auf der Bühne zu stehen, ist unverkennbar. Der Mann, dessen Texte von spirituellen und philosophischen Themen handeln, wirkt angekommen. „Liebe ist das Wichtigste im Leben“, sagt der 64-Jährige, ohne dabei banal oder kitschig zu wirken. So haben auch die Botschaften seiner Lieder die Zeit überdauert, was der Vollblut-Musiker selbst bei Titeln wie „Breakfast in America“, den er binnen einer Stunde in einem Hotel vor 40 Jahren geschrieben hat, damals selbst nicht geglaubt hätte. Heute tourt er unter dem Titel durch die ganze Welt. Authentisch und offen gibt sich Hodgson auch nach dem Konzert im Backstage-Bereich.
Dort empfängt er Bürgermeister Christoph Burkhard mit Ehefrau Gabriele zum kurzen Plausch, signiert Autogramme und schwärmt gegenüber der AZ, dass er den schönsten Beruf der Welt hat. Warum? „Weil ich zwei Stunden auf die Bühne gehe und die Menschen glücklich machen kann, denn Musik ist wie Medizin“, betont er. „Give a Little Bit“, (zu Deutsch: Geb mir ein bisschen), singt Roger Hodgson als Zugabe. Den Zuhörern in Alzey hat er an diesem Abend sichtlich mehr als nur ein bisschen mitgegeben.