An
der Seine nahmen Supertramp Ende 1979 ihr längst seliggesprochenes
Doppel-Livealbum „Paris“ auf – solche exotischen Tonträger gab es
damals noch. Jetzt zauberte Tenor-Hexenmeister Roger Hodgson ein
gutes Stück der alten Magie nach München, erweckte die vertrackten
Pop-Opern im fast ausverkauften Tollwood-Zelt noch einmal zum Leben.
Und er singt immer noch wie ein Zeiserl. Roger Hodgson mit 63 –
super auch ohne Tramp.
1983
verließ der Sänger die Lieblingsband aller End-70er-Abiturienten.
Hodgson wollte Pop, Kollege Rick Davies wollte Jazz. Seither fanden
die beiden trotz einiger Annäherungsversuche nie mehr zusammen – ein
Jammer. Doch Solo-Hodgson ist, zumindest aus nostalgischer Sicht,
ein feiner Ersatz. Tongenau restauriert er mit seiner Band die alten
Meister. Jedes Detail stimmt: die magische Mundharmonika in „Take
The Long Way Home“, das Piano-Solo in „School“, die Klarinette in
„Breakfast In America“. Jeder Moment ein „Hach, wie schön!“ für die
Fans. Doppel-Hach, Dreifach-Hach – ein Hach bis Oberhaching! Beim
„Logical Song“ ist kollektives Ausrasten angesagt. Man soll den Tag
nicht vor dem Abend toben, aber da steht das Zelt Kopf. Genau wie
beim Finale mit „It’s Raining Again“. Hier war 1982 von der alten
Experimentierfreude zwar nichts mehr übrig, Applaus regnet’s
trotzdem für den unverwüstlichen Radiokracher.
Frisch und innovativ ist das alles keinesfalls. Aber die Fans wollen
„Dreamer“ und „Give A Little Bit“ eh nicht in kreativen Versionen
hören, beeinflusst von isländischem Hirtenjazz, sondern wie damals
beim Abi-Lernen. Das macht Hodgson perfekt. The Tramp is a Champ.
Jörg Heinrich